Personal Kanban for Testmanagers

von Maud Schlich

Wer es einmal ausprobiert und mit den klassischen ToDo-Listen ohnehin so seine Probleme hat, ist von Personal Kanban meist begeistert. Daher nutzen wir Kanban nicht nur für die Organisation der Tests im Testteam, sondern auch ein Testmanagement-Team-Kanban für alle Aufgaben, die im Testmanagement anfallen.

In manchen Projekten besteht das Testmanagement-Team nur aus einer Person – mir selbst. Ich arbeite jedoch auch in Unternehmen, wo wir zu dritt oder gar zu viert sind. Und bevor Sie das jetzt für puren Luxus halten: hierbei geht es meist um mehrere sehr große Projekte, die parallel und mit komplexen Abhängigkeiten zueinander laufen.

Jim Benson und Tonianne DeMaria Barry haben 2011 das Buch zu Personal Kanban veröffentlicht, das von Meike Mertsch 2013 nicht nur übersetzt, sondern in weiten Teilen lokalisiert wurde. Z.B. sind sämtliche Fotos, Grafiken und anschauliche Comics übersetzt und jegliche amerikanischen Besonderheiten in Fußnoten erklärt worden.

Gerade im Testmanagement fragen wir uns oft: „Wo ist nur die Zeit geblieben?“ Und da wir häufig verpflichtet sind, eine recht detaillierte Zeiterfassung durchzuführen, ist es manchmal eine lästige Suche nach Ergebnissen, die wir für die Rechnungsstellung auflisten können.

Kapitel 3.3 beschreibt das so:
„…Es wurden dann fast forensische Untersuchungen durchgeführt, um die Tätigkeiten in der fraglichen Zeit zu rekonstruieren. Sie suchten Hinweise darauf, was die Woche über geschehen war, in allen Dokumenten, die mit einer Uhrzeit oder einem Datum versehen waren – Kalender, E-Mails, Faxe, Anruflisten. Zeitverlust auf der Suche nach verlorener Zeit.“
Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann könnte Personal Kanban auch etwas für Sie sein.

Die vier Schritte die es zu tun gilt, sind einfach:

  1. Den Wertstrom verdeutlichen
  2. Das Backlog füllen
  3. WIP (Work in Progress) beschränken
  4. Arbeit ziehen (Pull-Prinzip)

1. Den Wertstrom verdeutlichen

Überlegen Sie sich die Schritte in der Abfolge Ihrer üblichen Tätigkeiten, die einen Wert schaffen. Im Testmanagement fallen teils sehr unterschiedliche Aufgaben an, die sich aber häufig in Dokumenten niederschlagen. Und als Teil des Qualitätsmanagements ist die Überprüfung auch der eigenen Arbeitsergebnisse sicher ein wichtiger und häufig notwendiger Schritt. Ein möglicher Wertstrom könnte also sein:

Bereit -> In Arbeit -> In Prüfung -> Fertig

Mein persönlicher Wertstrom für Testprojekte, die ich alleine manage:

Backlog -> Infos suchen -> Infos nutzen / dokumentieren -> In Prüfung-> Ok -> Umsetzen -> Umgesetzt -> Lessons Learned -> Done

Notieren Sie für sich nun Ihren Wertstrom.

2. Das Backlog füllen

Diese Tätigkeit beginnt häufig mit der Wiederverwendung der ToDo-Listen. Notieren Sie also alle dortigen Aufgaben auf einzelne Karten / PostIts / … für Ihr Kanban-Board. Und jetzt ergänzen Sie diese bitte um alles, was noch irgendwann im Rahmen des Testprojektes zu tun ist.

KanbanTM1

Mein Tipp: Notieren Sie Aufgaben eher zu detailliert als zu grob. Die Aufgabe „Testkonzept“ ist für mich nicht gut handhabbar. Leichter fällt es mir, wenn ich „Definition der Testbasis – Dokumente mit Version und Datum“ oder „Traceability“ oder „Ressourcenabschätzung“ einzeln notiere.

3. WIP (Work in Progress) beschränken

Überlegen Sie sich nun, wie viele Aufgaben Sie tatsächlich parallel überschauen können und an was Sie arbeiten können. Hierbei handelt es sich häufig nur um sehr kleine Zahlen von vielleicht 2 oder 3, maximal jedoch um 7 Tätigkeiten. Alles, was darüber hinausgeht, ist von Menschen nicht mehr überschaubar – es geht zwangsläufig etwas verloren.

Mein Tipp:
Beginnen Sie mit drei Aufgaben und: beschummeln Sie sich nicht selbst, indem Sie die Anzahl der Spalten erhöhen und JEDE Spalte mit einem WIP von 3 versehen – WIPs sollten zusammengefasst über alle Spalten gehen, die in Ihrer Hand liegen.

In gehe bei mir davon aus, dass ich mich bei der Suche nach Informationen auf immer nur eine Sache konzentrieren kann. Für die Nutzung von Informationen und/oder deren Dokumentation sind maximal zwei möglich. In Prüfung bei anderen (!) können maximal fünf sein, damit ich noch weiß, wer was prüft. Entsprechend können bei mir auch maximal fünf Arbeitsergebnisse als Ok geprüft und damit bereit zur Umsetzung sein. Wiederum maximal 2 kann ich parallel umsetzen. Umgesetzt können beliebig viele sein. Diese stellen sozusagen mein „Vorläufiges Done“ der Aufgaben und gleichzeitig mein Backlog für die Lessons Learned dar, von denen ich immer maximal eine bearbeiten kann. Endgültig „Done“ sind Aufgaben erst, wenn ich die Retrospektive der Aufgabe ebenfalls gemacht habe.

Backlog (x) -> Infos suchen (1) -> Infos nutzen / dokumentieren (2) -> In Prüfung (5) -> Ok (5) -> Umsetzen (2) -> Umgesetzt (x)-> Lessons Learned (1) -> Done (x)

4. Arbeit ziehen

Nun können Sie – die wichtigsten Aufgaben zuerst – in Arbeit ziehen. Beachten Sie dabei das WIP – mehr Aufgaben als festgelegt, sollten dabei nicht in der jeweiligen Spalte stehen. Ich nutze hierzu auch die Grundsätze von GTD (Getting Things Done), wie Sie vielleicht in obigem Beispiel an der Legende zur Farbgebung erkannt haben.

Wichtig ist nun noch, dass Sie immer wieder das gesamte Kanban-Board reviewen. Persönlich mache ich das gerne jeden Donnerstagnachmittag – dann ist für mich noch Zeit, notfalls die Woche zu retten und andererseits der größte Teil auch schon geschafft.

Nun wünsche Ich Ihnen viel Erfolg in der Anwendung und freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Rückfragen.


Whitepaper-Banner flach

Zurück

Einen Kommentar schreiben