Reviews in TPI

von Maud Schlich

Das Test Process Improvement Model

TPI (Test Process Improvement) ist ein Modell, das von IQUIP 1997 entwickelt wurde und heute dem Copyright von Sogeti unterliegt. Seit 2000 gibt es dazu auch auf deutsch ein Buch Management und Optimierung des Testprozesses von den Autoren Martin Pol, Tim Koomen und Andreas Spillner (ISBN 3-932588-65-7) [Pol et al, 2000], in dem nicht nur das Referenzmodell sondern auch viele Grundlagen von TMap veröffentlicht wurden, so dass ein sehr praktischer Leitfaden zur Verbesserung der eigenen Testprozesse entstanden ist.

Der Kernbereich Prüfen

Im Kernbereich Prüfen geht es um die statische Prüfung aller Arbeitsergebnisse, die im Laufe des Softwareentwicklungsprozesses entstehen.

Dieser Kernbereich enthält lediglich zwei Ebenen. In der Ebene A geht es um die Durchführung der Reviews. Hier werden alle Reviewtypen als mögliche Varianten kurz vorgestellt, von den informellen “4-Augentests” bis zu den formalen Inspektionen, denen in [Pol et al, 2000] ein eigenes Kapitel gewidmet ist.

Unabhängig von dem Reviewtyp fordert TPI allerdings, dass

  • die Arbeitsweise bei der Durchführung des Reviews formal ist und entsprechend ihrer Dokumentation ausgeführt wird,
  • sowohl die Durchführung als auch deren Ergebnisse protokolliert werden,
  • die Bearbeitung der Ergebnisse kontrolliert werden und dass
  • Tester bei den Reviews beteiligt sind.

Die ersten drei dieser Punkte machen damit selbst den Vier-Augentest zu einem formalen Review im Sinne der [IEEE1028], wenn bei der Dokumentation der Arbeitsweise auch Ein- und Ausgangskriterien sowie die Ziele der Reviews festgelegt werden.

In den Optimierungsvorschlägen sprechen die Autoren auch von den vier Phasen Plan, Assessment, Korrektur und Kontrolle.

Die Planung umfasst dabei sowohl die organisatorische Planung der Reviews als auch v.a. eine Identifikation der Risikobereiche, um die optimale Reviewtechnik auszuwählen. “… Wie können wir vermeiden, daß nur auf Rechtschreib- und Stilfehler geachtet wird?…” (S. 170)

Assessment umfasst dabei jegliche Formen der Prüfung, die Autoren fassen das sehr weit als “… Information, Untersuchung oder Diskussion…”. Es wird keine weitere Aussage darüber getroffen, ob es eine individuelle Prüfung und/oder ein Reviewmeeting gibt. Für das Erreichen der Ebene A ist nur die prinzipielle Durchführung erforderlich.

Interessant ist dabei der Aspekt, dass ein Tester teilnehmen muss. In vielen Unternehmen werden Tester erst relativ spät im Entwicklungsprozess eingebunden, was hiermit auch geändert werden soll. (Der Kernbereich Zeitpunkt der Beteiligung ist ausschließlich diesem Thema gewidmet, eine direkte Abhängigkeit zum Kernbereich Prüfen ist aber nicht angegeben.)

Die Ebene B fordert parallel zur Teststrategie auch eine Prüfungsstrategie, die auf einer bewußten Risikoabwägung basiert und davon abhängig eine unterschiedliche Intensität der Reviews plant. Die Strategie muss selbstverständlich auch angewendet und ihre Einhaltung kontrolliert werden.

In den Optimierungsvorschlägen wird zur Bestimmung der Strategie auf die Analyse der relevanten Qualitätsmerkmale verwiesen – aus meiner Sicht eine hilfreiche Vorgehensweise.

Fazit

Das Thema Reviews ist in TPI so wichtig, dass ihm ein eigener Kernbereich gewidmet wurde. Allerdings ist zum Erreichen der Ebene A nur “irgendein” – wenn auch relativ formales Review nötig. Die Ebene B fordert darüberhinaus die Erstellung und Einhaltung einer Strategie zur Prüfung.

Zur Bestimmung eines Reifegrade hinsichtlich der Durchführung von Reviews ist TPI daher nur bedingt geeignet. Unternehmen, die innerhalb von TPI die Ebene A erreichen, können dies einerseits “gerade so” bewerkstelligen oder tatsächlich schon eine ausgeprägte Reviewkultur haben, bei der die Erstellung und Durchführung der Reviewstrategie nur noch ein kleiner Schritt bedeutet.

Gut finde ich, dass Reviews dennoch im gesamten Testkontext von TPI einen hohen Stellenwert haben, was letztlich durch das Kapitel 19 Inspektion noch deutlicher wird.

TPI NEXT – der Nachfolger – enthält leider keinen direkten Bezug mehr auf Reviews als eigener Kernbereich. Dies liegt an der wesentlich stärkeren Generalisierung des Modells, das z.B. auch Low-Level-Tests (also Tests der Komponenten durch Entwickler) nicht mehr als eigenen Kernbereich darstellt.

Im Kernbereich Grad der Beteiligung wird wie zuvor in TPI im Kernbereich Zeitpunkt der Beteiligung betont, dass Tester aktiv am Review der Testbasis beteiligt sein sollen und zwar nicht nur hinsichtlich des Qualitätsmerkmals der Testbarkeit. Außerdem beschreibt TPI NEXT (ebenso wie TPI) auch in Schätzung und Planung, dass ein Testbarkeitsreview der Testbasis durchgeführt werden soll.


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